Die Meinung am Freitag, 02.12.2016, von Ralph Saxe und Joachim Lohse

Wir meinen, dass es ab und an gilt, zwischen grünen Idealen sorgfältig abzuwägen. Idealen, die sich durchaus konträr, unbequem oder sogar unversöhnlich gegenüberstehen können.

01.12.16 –

Wir meinen, dass es ab und an gilt, zwischen grünen Idealen sorgfältig abzuwägen. Idealen, die sich durchaus konträr, unbequem oder sogar unversöhnlich gegenüberstehen können. Wie oft schon hatten wir Debatten bezüglich Klimaschutz contra Naturschutz oder Lärmschutz, wenn es um die Standortsuche für Windkraftanlagen ging. Ebenso vertrackt ist die Situation mitunter im Bereich der Verkehrspolitik. Auch hier stoßen oft Lärmschutz und Naturschutz an ihre Grenzen, wenn wir beispielsweise über neue Straßenbahnverbindungen debattieren. Solche konträren Situationen und Positionen beleben eine Partei. Hier gilt es Argumente abzuwägen und womöglich kluge Kompromisse zu finden.

Einen solchen Kompromiss ist unserer Auffassung nach bezüglich der Gestaltung von Anwohner*innenstraßen im Umfeld historischer Bereiche gefunden. Wir setzen dort auf ein Asphaltband im Fahrbahnbereich. Die Förderung der Nahmobilität aus Fuß- und Radverkehr ist uns wichtig und ist zur Erreichung unserer Klimaschutzziele bedeutsam. Nebenanlagen inklusive Parkplätze werden wieder gepflastert und zudem begrünt. So bleibt der historische Charakter erhalten, ohne wichtige grüne Anliegen zu vernachlässigen.

An dieser Stelle sei besonders das Thema Barrierefreiheit genannt. Kopfsteinpflaster stellt für geh- aber auch sehbehinderte Menschen Hindernisse dar, die nur schwer bewältigt werden können. Für Radfahrer*innen sind Straßen mit Kopfsteinpflaster oft nicht gut und gefahrlos befahrbar. In Straßen mit Kopfsteinpflaster weichen viele Radfahrende auf die Gehwege aus. Dies führt immer wieder zu Konflikten zwischen den Radfahrer*innen und Menschen, die den Gehweg zu Fuß, mit dem Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen nutzen. Zudem setzt es die Verkehrssicherheit insbesondere bei Nässe, bei Eis und Schnee sowie bei aufliegendem Laub massiv herab. Das Pflaster ist nicht zuletzt laut, wenn es befahren wird.

Nun werden wir mit dieser Haltung sicherlich an Grenzen stoßen. Grenzen wie den Marktplatz, die Domsheide, der Schnoor, Vor dem Steintor oder die Obernstraße. In dem einen Fall bewegen wir uns in einem Weltkulturerbe, oder es handelt sich um ein geschütztes Denkmalensemble, Quartiere mit Erhaltungssatzung beziehungsweise um ein gewachsenes historisches Viertel. Hier gilt es jetzt, konzeptionell zu erarbeiten, an welchen Stellen oder unter welchen Rahmenbedingungen wir die grünen Ziele Barrierefreiheit, Verkehrssicherheit und Lärmschutz städtebaulichen Idealen unterordnen. Es kann sich unserer Meinung nach nur um hervorstechende Straßen und Plätze mit besonderem Charakter in der und für die Stadt handeln.

Eine Diskussionsgrundlage wird im Ressort erarbeitet. Ob daraus dann eine Handlungsverordnung oder ein erneuertes Pflasterkataster herauskommt, bleibt abzuwarten. Wir haben jedoch fest vor, dies öffentlich mit Euch zu diskutieren. Ein Termin wird Anfang nächsten Jahres dazu stattfinden.

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Bremen | Stadtentwicklung