Die Meinung am Freitag, 10.11.2017, von Ralph Saxe

Ich meine, dass die zukünftige Entwicklung des gesamten Bereiches  Links der Weser betrachtet werden muss.

09.11.17 –

Ich meine, dass die zukünftige Entwicklung des gesamten Bereiches  Links der Weser betrachtet werden muss.

Wer in solch einer Umbruchphase Denkverbote ausspricht, macht einen großen politischen, aber vor allem auch strategischen Fehler. Für die Grünen war es ein Erfolg, in der Koalitionsvereinbarung mit der SPD den Neustädter Hafen gleich an zwei Stellen als ein Gebiet zu markieren, das ein herausragendes Entwicklungspotential besitzt. Es wurde vereinbart, in dieser Legislaturperiode gemeinsam die Planungen zu beginnen, die die Möglichkeiten als Gewerbe-, Hafen- und Wohnstandort auch für ein mögliches gemischtes Gebiet zum Gegenstand haben. Unsere größten potentiellen Trümpfe in der Stadtentwicklung haben Bremen und auch Bremerhaven durch ihre Lage direkt am Fluss.

Der gesamte Bereich Links der Weser hat eine langfristige und reizvolle Planungsperspektive , bei der wir Ansprüche der Hafenwirtschaft und die Weiterentwicklung von Gewerbegebieten prominent berücksichtigen werden müssen. Die Fortschreibung der „Stadt am Fluss“ ist ein Anliegen, dass wir Grüne schon lange verfolgen. Entsprechend wurde das im Grünen Wahlprogramm markiert. Das kann sich auch gänzlich anders entwickeln als auf der anderen Weserseite. Der gesamte flussnahe Bereich links der Weser besitzt großes Potential. Es gibt beschlossene Planungen, die mit diesem Bereich stimmig verknüpft werden sollten. Die Stadtstrecke wird positive Impulse für die Belebung der Stadt am Fluss setzen. Die Verbindung der Neustadt mit Woltmershausen findet momentan über einen wenig einladenden Tunnel statt. Eine Wegeverbindung vom geplanten Fahrradmodellquartier über einen Tunnel am Neustadtsbahnhof  könnte in den Hohentorshafen führen ebenso wie eine Verlängerung der Stadtstrecke dahin. Wegen ihrer innenstadtnahen Lage wäre der angrenzende Hohentorshafen interessant, um hier ein gemischtes Quartier zu entwickeln und Wohnnutzungen im Umfeld zu realisieren. Langfristige Pachtverträge und gewerbliche Ansprüche müssen gut beachtet werden. Das vordere Woltmershausen wird sich verändern, wenn die Potentiale aus dem Brinkmann- und swb-Gelände klug einbezogen werden. Das insgesamt über 50 ha große Entwicklungsgebiet birgt Entwicklungschancen für örtlich verankerte Gewerbe, Wohnen, Bildung und Kultur als attraktives Eingangstor nach Woltmershausen.

Die Weiterentwicklung der Stadt am Fluss muss damit aber nicht zu Ende sein. Die vehemente Ablehnung der von Teilen der CDU entwickelten Ideenskizze über Wohnen am Neustädter Hafen von Handelskammer oder dem Wirtschaftsflügel der CDU mag aus Lobbyistensicht verständlich sein. Eine ähnlich vehemente Ablehnung von Stadt-am-Fluss-Visionen gab es rechts der Weser auch schon einmal. Diese Visionen legten aber die Basis für eine stadtplanerische Erfolgsgeschichte.

Am CDU-Vorschlag mag vieles unausgegoren sein. Es mag auch der dritte Planungsschritt vor dem ersten sein. Der Vorschlag mit der Straßenbahn klingt beispielsweise gut, wird sich so aber weder finanzieren noch realisieren lassen. Da sich Mobilität aber in den nächsten Jahren - ob wir es wollen oder nicht – rasant verändern wird, ist dies kein prinzipieller Hinderungsgrund auch hier Stadt neu zu denken. Ich sehe die offensichtlichen Hinderungsgründe: jetzt wäre so ein Gebiet eher ein problematisch angebundener Satellitenstandort. Probleme beim Hochwasser- oder Lärmschutz sind offensichtlich. Es besteht eher ein Mangel an geeigneten Gewerbeflächen.

Es ist nicht richtig, diese Ideenskizze derart abzuwatschen. Stattdessen bin ich dafür, die Debatte, die wir eigentlich längst hätten führen sollen, wieder aufzunehmen. Und: Ich möchte Verhandlungserfolge Grüner Stadtentwicklungsprogrammatik nicht  einkassieren lassen.