Die Meinung am Freitag, 11.11.2016, von Søren Brand

Wir müssen emotional in die neue Welt gehen. Trump hat gewonnen. Der Brexit ist real. Reichsbürger schießen auf Polizisten. Populisten werden stärker und haben in vielen großen Ländern der Erde Chancen auf Regierungsbeteiligungen. Der globale Rechtsruck ist real. Was sich wie eine Dystopie des britischen Autors George Orwell anfühlt ist kein Fiebertraum, sondern die Realität.

10.11.16 –

Wir müssen emotional in die neue Welt gehen.

Trump hat gewonnen. Der Brexit ist real. Reichsbürger schießen auf Polizisten. Populisten werden stärker und haben in vielen großen Ländern der Erde Chancen auf Regierungsbeteiligungen. Der globale Rechtsruck ist real. Was sich wie eine Dystopie des britischen Autors George Orwell anfühlt ist kein Fiebertraum, sondern die Realität. Ein verschneiter Bremer Mittwoch am Schicksalstag der Deutschen, der im verrückten Jahr 2016 auch droht, zum Schicksalstag der Welt zu werden. Er sitzt tief, der Schrecken, den das Jahr 2016 bei uns Grünen hinterlassen wird. Den das Jahr 2016 bei allen demokratischen, liberalen, weltoffenen Menschen hinterlassen muss. Doch wie gehen wir damit im Hinblick auf unsere politische Arbeit um?

Fest steht: Wir leben in postfaktischen Zeiten. Was ‚real‘ ist und was im wissenschaftlichen Sinne ‚wahr‘ ist, das spielt bei vielen Erdenbürgern keine Rolle mehr – doch für uns muss es das weiter tun! Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen und auch in Zukunft keine Scheu haben, mit Fakten und sinnvollen Lösungen zu überzeugen. Dazu gehört aber eine neue Kommunikationskultur – ein Modus, in dem wir auch wieder überzeugen werden. Der muss, wie auch bei den aktuell erfolgreichen populistischen Parteien, in unserer medienbestimmten Welt über Emotionen kommen. Aber nicht über herbeifantasierte Emotionen, die auf ein verqueres Weltbild setzen, sondern auf ehrliche, die aus Lust und Energie für das Positive in der Welt erwachsen. Dabei sollten wir nicht nur eine neue Kommunikationskultur leben, sondern auch neue Kommunikationskanäle fokussieren und vermehrt auf eine vernünftige Bespielung neuer Medien setzen. Es braucht mehr sichtbare Momente, in denen unsere Augen leuchten, wenn wir über Europa, Deutschland und Bremen reden. Momente, in denen wir ehrliche Freude an politischen Entscheidungen vermitteln. Momente, in denen unsere Stimmen vor Freude vibrieren, wenn wir über unsere Ideen sprechen!

Wir müssen aber vor allem unsere Lust zu Fakten und Lösungen kommunizieren – Fakten, auf deren Basis wir Lösungen anbieten, die helfen können. Lösungen, die einen wirklichen Erfolg bieten können. Dabei dürfen wir uns nicht die Gespräche aus der Hand reißen lassen. Wir dürfen uns nicht auf Diskussionen über nebensächliche Schauplätze – über den Wahrheitswert von Forschung beispielsweise – einlassen, sondern müssen so etwas im Kern abbrechen. Stattdessen gilt es, aktiv zu kommunizieren, was wir anbieten. Unsere Erzählungen müssen mit den Lösungen anfangen und dann erklären, welche Probleme sie beseitigen! Wir müssen zugänglich vermitteln, dass wir für unsere Regionen, unsere Mitbürger, unsere Ideen einstehen, auch wenn es schwierig ist. Dass wir mit einer ökologischen Steuerreform vor allem auch eine menschliche meinen. Eine, die ganz reale Verbesserungen für alle bietet und auch bewegen kann.

So können wir glaubhaft vertreten, dass wir nicht nur auf Probleme hinweisen, vor allem nicht nur zu ökologischem Handeln, Gemeinsamkeit und Menschlichkeit aufrufen, sondern auch gewillt sind, diese Ziele mit klaren Entscheidungen zu erreichen. Wir müssen das inhaltlich sicher und emotional mitreißend angehen und können so die Kraft der Empathie gegen Feindbilder einsetzen. Die Zeit für operative Ruhe, für positive Emotionen zu harten Themen und für Bekenntnisse zu einer freien Welt ist jetzt da. Lasst sie uns mit Bildern, Klängen und Gefühlen füllen, die unsere Ideen tragen!

Kategorie

Frieden/Internationales