Die Meinung am Freitag, 12.12.2014.

Wir meinen, dass wir unseren Worten Taten folgen lassen und uns an unsere eigenen Beschlüsse halten müssen.

12.12.14 –

Vor drei Jahren haben wir Bremer Grünen auf einer LMV einen Antrag zu „Grünen Fairanstaltungen" beschlossen. Der Inhalt ist unmissverständlich: „Auf jeglichen öffentlichen und internen Veranstaltung des Landesverbandes von Bündnis 90/Die Grünen Bremen werden ausschließlich vegetarische Speisen angeboten. Sowohl das Catering, als auch Kaffee, Kakao, Limonade, Orangensaft oder Tee, die auf grünen Veranstaltungen serviert werden, müssen den ökofairen Kriterien entsprechen."

Drei Jahre später, Wahlversammlung zur Listenaufstellung: Im Foyer gibt es Bratwürstchen, sie verkaufen sich gut. Von Bio keine Spur, die Würstchen sind konventionell. Mit der Bratwurst angeboten werden also Massentierhaltung und Tierquälerei. Im Wahlprogramm fordern wir, Massentierhaltung zu beenden. Am Tag der Wahlversammlung wiederholt Karo Linnert in ihrer Bewerbungsrede unsere Forderung, in öffentlichen Mensen veganes Essen anzubieten. Was bleibt davon auf unseren eigenen Veranstaltungen? Bei den beiden November-LMVen gab es kein einziges veganes Gericht. Wenn wir nun auf unseren Veranstaltungen genau das anbieten, was wir in unserem Wahlprogramm bekämpfen, verraten wir nicht nur unsere eigenen Beschlüsse, wir müssen uns auch zu Recht Heuchelei vorwerfen lassen.

Drei Jahre nach unserem Beschluss sind die Probleme der Agrarindustrie nicht geringer geworden: Längst leben in Niedersachsen mehr Schweine als Menschen, Güllemengen verseuchen das Grundwasser und gefährden die Trinkwasserversorgung, tonnenweise Antibiotika landen in den Ställen und Treibhausgase in der Atmosphäre. Das Auslaufen der Milchquote im kommenden Jahr wird zu noch größeren Milchkuhbeständen führen, die nicht mehr auf der Weide stehen, sondern im Stall und mit Kraftfutter gefüttert werden. Futterproduktion führt wiederum zu Maismonokulturen – mehr noch als die vielgeschmähten Biogasanlagen – oder zu Sojamonokulturen und damit verbundenen Regenwaldrodungen in anderen Teilen der Welt. Deswegen brauchen wir eine grundlegend andere Agrarpolitik und ein anderes Konsumverhalten.

Dazu gehört auch, dass wir Grüne Vorbild im Kampf für die Ernährungs- und Agrarwende werden, statt Mittäter im System der industriellen Landwirtschaft zu bleiben. Es wird Zeit, dass wir unseren Beschluss für ökologisches, vegetarisches und faires Catering endlich umsetzen.

Philipp Bruck, David Höffer, Jan Saffe, Lina Thee

Kategorie

Landwirtschaft/Ernährung