Die Meinung am Freitag, 14.11.2014, von Silvia Schön

Ich meine, dass wir deutlich mehr Weiterbildungsangebote für Erwachsene brauchen, die in ihrer Jugend weniger Chancen auf Bildung hatten!

14.11.14 –

Ich meine, dass wir deutlich mehr Weiterbildungsangebote für Erwachsene brauchen, die in ihrer Jugend weniger Chancen auf Bildung hatten!

Unsere in dieser Woche beantwortete Kleine Anfrage „Entwicklung einer Weiterbildungsstrategie für das Land Bremen" hat ergeben, dass auf der Basis des Bremischen Weiterbildungsgesetzes (WBG) deutlich weniger Unterrichtsstunden für die Vermittlung von Grundbildung stattfinden (24.273 Std. im Jahr 2013) als für mittlere Bildung (41.711 Std. im Jahr 2013) oder spezielle Schlüsselkompetenzen (62.307 Std. im Jahr 2013). Darüber hinaus ist die Anzahl der Unterrichtstunden im Grundbildungsbereich im Vergleich von 2012 zu 2013 auch noch rückläufig. Ich meine, diese Entwicklung ist für uns nicht hinnehmbar. Für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist es wichtig, dass die Bildungsschere im Erwachsenalter nicht immer weiter auseinandergeht. Deshalb brauchen wir auch für diesen Bereich eine Bildungsplanung verbunden mit einer Weiterbildungsstrategie. Die Anzahl und die Finanzierung der Unterrichtsstunden muss zu Gunsten der Grundbildung deutlich korrigiert werden.

Für uns ist es selbstverständlich, dass es Bildungspläne für Schulen gibt. Darin ist festgelegt, was junge Menschen können sollten, wenn sie die Schule beenden. Ob junge Menschen dieses Ziel immer erreichen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber in jedem Fall gibt es im Großen und Ganzen ein gemeinsames Verständnis darüber, was sie wissen sollten. Das gleiche gilt für die Berufsausbildung oder die Hochschulbildung.

Die Bildung danach, also Weiterbildung, wird ganz wesentlich als individuelle Angelegenheit definiert. Leider! Dabei sind auch hier Bildungspläne dringend notwendig. Warum? Weil wir ein gemeinsames Interesse haben sollten, dass alle Erwachsene Chancen auf substantielle Grundbildung haben. Wer als Kind oder Jugendlicher weniger Möglichkeiten auf Bildung hatte, soll diese Benachteiligung als Erwachsener durch Weiterbildung ausgleichen können. Denn: Grundbildung ist eine wichtige Voraussetzung für persönliche Chancen, Teilhabe an der Gesellschaft, beruflichen Fortkommen und nicht zuletzt Armutsprävention.

Um das zu erreichen, muss es ein gemeinsames Verständnis darüber geben, was diese Grundbildung ausmacht. Sicher sind sich alle einig, dass alle Erwachsen lesen, schreiben und rechnen können sollten. Im Bremen gibt es errechnete 60.000 funktionale Analphabeten. Sie würden eineinhalb Mal das Weserstadion füllen. Wir haben reagiert und eine Alphabetisierungskampagne gestartet, die auch erfolgreich ist. Aber was ist mit anderen Kernkompetenzen, wie Umgang mit dem Computer oder dem Internet? Oder welches sind die Kernkompetenzen in Gesundheit, Ernährung und vieles mehr? Es bedarf einer Verständigung darüber und dann muss es mit entsprechenden Weiterbildungsangeboten hinterlegt werden.

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Bildung