Die Meinung am Freitag, 14.2.2014, von Tim Krieger

Ich meine, dass wir GRÜNE die Verbreitung Freier Software fördern sollten, denn sie ist ein Motor auf dem Weg zu einer aufgeklärten digitalen Gesellschaft.

13.02.14 –

Ich meine, dass wir GRÜNE die Verbreitung Freier Software fördern sollten, denn sie ist ein Motor auf dem Weg zu einer aufgeklärten digitalen Gesellschaft.

Freie Software hat nur mittelbar etwas mit kostenlos zu tun. Frei bedeutet Freiheit. Unfreie Software ist wie Fertig-Lasagne, Freie Software ist wie Show-Cooking.

 

Heute ist der I Love Free Software Day! Nur was für Nerds?

Freie Software bestimmt heute große Teile unserer digitalen Welt und damit unseres Alltags. Wir verwenden sie z.B., wenn wir mit dem Firefox surfen, mit unserem Android-Handy telefonieren, uns mit der Fritzbox ins Internet wählen oder Anträge über Antragsgrün einreichen. Freie Software schreibt eine Erfolgsgeschichte! Doch was hat es damit auf sich?

Man muss zunächst wissen, dass Freie Software nur mittelbar etwas mit kostenlos zu tun hat. Frei bedeutet Freiheit. Sehr vereinfacht ausgedrückt lässt sich die Software-Welt in frei und unfrei einteilen:

  • Unfreie Software ist wie Fertig-Lasagne: Man kann nie sicher sein, was drin ist. Microsofts Windows, Apples Mac OS oder auch Adobes PDF-Reader sind unfrei. Das bedeutet: Nur die unternehmenseigenen Programmierer und ihre Vorgesetzten wissen, was ihre Software tatsächlich beinhaltet und im Hintergrund anstellt. Die Gestaltungunfreier Software ist in erster Linie abhängig von unternehmerischen Interessen.

Wir müssen also dem Unternehmen vertrauen, dass es in unserem Sinne handelt und unsere Rechte schützt. Das ist auch in anderen Bereichen unseres täglichen Lebens so und nicht zwangsläufig gefährlich. Aber dies kann – wie beim realen Fall der Fertig-Lasagne – durchaus problematisch sein. Dieser Umstand sorgte gerade in den letzten Monaten für Schlagzeilen, als Berichte darüber öffentlich wurden, welchen Einfluss Geheimdienste auf globale Unternehmen wie Google oder Microsoft nehmen.

  • Auf der anderen Seite ist Freie Software wie Show-Cooking: Inhaltsstoffe und Zutaten sind bekannt und das Rezept für Menschen mit Kochkenntnissen nachvollziehbar. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Firefox vor Spionage schützt, aber zumindest ist davon auszugehen, dass dessen Entwickler nicht bewusst Hintertürchen einbauen – immerhin besteht die Chance, dass es jemand merkt! Denn die Entwicklung Freier Software verläuft in der Regel kooperativ: Große Projekte werden von Menschen auf der ganzen Welt programmiert – oftmals ohne finanziellen Anreiz. Die Gestaltung Freier Software folgt in erster Linie den Interessen der Menschen, die sie nutzen.

 

Zugegeben: Dieser Vergleich ist technisch ungenau und beschreibt nur wenige Facetten Freier Software, aber er erfasst recht gut deren Leistung: Freie Software kann helfen, verloren gegangenes Vertrauen in neue Technologien zurückzugewinnen –  und sie eröffnet Interessierten die wunderbare Möglichkeit, hinter die Kulissen zu blicken. In diesem Sinne kann Freie Software – betrachtet man die aktuelle Diskussion um Datenschutz und Spionage – Impulse geben auf dem Weg zu einer aufgeklärten digitalen Gesellschaft.

  • Daraus folgt, dass du dir von Zeit zu Zeit Alternativen suchen könntest: Warum Briefe nicht mit OpenOffice statt Microsoft Word schreiben? Warum nicht einmal F-Droid statt des Google Play Stores verwenden? Warum mit dem Internet Explorer surfen, wenn es den Firefox gibt? Warum PDFs mit dem Adobe Reader öffnen und nicht mit MuPDF? Derlei Beispiele gibt es unzählige: Du hast die Wahl!
  • Daraus folgt auch, dass wir GRÜNE uns stark machen sollten für die Verwendung Freier Software. Schulen sollten keine Lizenzen kaufen müssen, sondern bei der Verwendung Freier Software finanziell und personell unterstützt werden. Hier tut sich auch eine soziale Komponente auf: Die Anschaffung Freier Software bedeutet für den Einzelnen keine zusätzlichen Kosten. Schülerinnen und Schüler könnten Zuhause identische Systeme nutzen. Freie Software würde so zum nativen Baustein eines erweiterten Medienkonzepts in der Schule.

Auch in Behörden sollte Freie Software eingesetzt werden. Sie ist zwar kein Allheilmittel – gerade die Umsetzung ist finanziell und technisch anspruchsvoll – dennoch gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass ein Gelingen möglich und äußerst sinnvoll ist. Die fachmännische Verwendung Freier Software in öffentlichen Einrichtungen kann neben langfristig wirksamen Kostenvorteilen auch einen Sicherheitsgewinn gegenüber unfreien Alternativen bedeuten.

 

Heute ist der I Love Free Software Day! Nur was für Nerds? Nein: Etwas für GRÜNE!

Kategorie

Medien/Netzpolitik