Die Meinung am Freitag, 15.09.2017, von Jens Schabacher

Ich meine, dass die Sielwallfähre endlich elektrisch fahren muss - damit alle Menschen sehen, dass Elektromobilität funktioniert.

14.09.17 –

Ich meine, dass die Sielwallfähre endlich elektrisch fahren muss - damit alle Menschen sehen, dass Elektromobilität funktioniert.

Auf dem Wasser und an Land. Im 21 Jahrhundert. In Bremen. Denn es sind diese Jahre, in denen der Treibhauseffekt immer deutlicher wird: Das Abschmelzen der Polkappen, immer stärkere Stürme und längere Sommer. Es wird ernst.

Im Herzen unserer Stadt fahren über 600.000 Menschen im Jahr mit der Sielwallfähre. So viele, wie Bremen Einwohner hat, also einmal das ganze Bundesland: Groß und klein, alt und jung, arm und reich, aus Bremen und als Gäste, zu Fuß und mit dem Fahrrad. Sie verbindet den Alltag mit einer kleinen Urlaubsreise: Die Stadt mit dem Stadtwerder, mit Café Sand und dem Strand, mit unseren Bremer Parzellen, den vielen Vereinen, der Kinderwildnis und dem Lichtluftbad, dem Werdersee. Und die Gastronomie auf der linken Seite - mit der rechten Weserseite: Dem Steintor- und dem Ostertorviertel, dem Osterdeich und den Osterdeichwiesen. Wie kein anderes Verkehrsmittel verkörpert die „Ostertor" Bremer Lebensqualität und verbindet sie mit hanseatischer, weltoffener Seefahrtstradition.

Zukünftig brauchen wir Schiffe, die mit Hybridantrieben sauber Fahrradtouristen von und bis nach Bremerhaven bringen, Elektrofähren an der ganzen Weser und elektrische Schnellfähren von der Innenstadt nach Vegesack. Beim Technologiewandel auf dem Wasser wollen wir Grüne die vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmer mitnehmen. Sie sind mit ihren Schiffen für Städte und Landschaften identitätsstiftend und werden so wie kein anderes Verkehrsmittel unsere Gesellschaft elektromobil nach vorne bringen. Zwischen linkem und rechtem Flussufer und auch in ganz Europa. Ganze Flüsse wie der Rhein, die Loire, der Dnjepr, die Donau und der Ebro brauchen elektrische Schiffe - da wir es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen.

In der Schifffahrt sind bessere Antriebe notwendig; statt Diesel auf den Flüssen oder dem giftigen Schweröl auf See. Weltweit emittiert die Schifffahrt drei Prozent des CO2, und durch das Schweröl  sogar 15 Prozent des weltweiten Schwefeldioxids und fast genau so viel Stickoxid! Auch Binnenschiffe verursachen Abgase in den Innenstädten und an den Flüssen. Das geht alles besser. Und es muss besser gehen. Denn der Bedarf, immer mehr Waren über die Ozeane zu bringen, steigt stetig an und droht den Treibhauseffekt zu verstärken und Abgase sind, wie wir alle wissen, tödlich.

Die bisherige Förderung alternativer Antriebe für Schiffe der Bundesregierung ist unterambitioniert und überbürokratisch. Sie entspricht nicht dem Gegenstand und der Aufgabe. Auch die Jahrhundertchance Klimaschutz und Elektromobilität auf dem Wasser wird so verschlafen. Es ist völlig unverständlich, dass wir als größtes Industrieland Europas in der Anwendung und Entwicklung von Industrie 4.0, Digitalisierung im Greenshipping weiter hinter Skandinavien zurückfallen. Unsere Werften und Reeder könnten es genau so. Aber dort, wie beeindruckend und schön, fahren die ersten dieses Jahrhunderts: Die elektrische Fähre „MF Ampere“ im Sognefjord, auf der Strecke Helsingör-Helsingborg bald die größten Elektrofähren der Welt, schon im Einsatz sind der Hybridsegler und Walbeobachter „Opal“ und der grüne Fischkutter, die „Karoline“ in der Barentsee. Bald werden autonom fahrende elektrische Containerfeeder wie von Yara Birkeland folgen und die Hurtigrute baut ihre neuesten Expeditionsschiffe gaselektrisch mit sechs Megawatt großen Batterien. In der Planung sind bereits 400 m lange Containerriesen mit Gasantrieben.

Doch der Schritt zu einer grünen Schifffahrt beginnt mit einer kleinen Reise. Und daher meine ich, dass unsere Siewallfähre endlich elektrisch fahren muss.