Die Meinung am Freitag, 17.11.2017, von Dietmar Bothe

Ich habe gestern auf der Mitgliederversammlung mir auch die Rede von Helga Trüpel angehört. Aufgrund der miserablen Akustik war nicht alles genau zu verstehen, so ist mir auch entgangen, daß sie Jens Spahn als schwul bezeichnet hat. Daran ist ja zunächst nicht mal etwas auszusetzen, wenn der Mann schwul ist, so ist er das eben. So what. Das war mir bis dato nicht einmal bekannt.

16.11.17 –

Ich habe gestern auf der Mitgliederversammlung mir auch die Rede von Helga Trüpel angehört. Aufgrund der miserablen Akustik war nicht alles genau zu verstehen, so ist mir auch entgangen, daß sie Jens Spahn als schwul bezeichnet hat. Daran ist ja zunächst nicht mal etwas auszusetzen, wenn der Mann schwul ist, so ist er das eben. So what. Das war mir bis dato nicht einmal bekannt.

Das Helgas Wortwahl im Kontext nicht passend war ist mir erst durch ihre persönliche Erklärung deutlich geworden. Sie hat dafür sehr nachdrücklich und glaubhaft um Entschuldigung gebeten. Damit sollte die Sache eigentlich gegessen sein.

Ist sie aber offenbar nicht. Wie heute dem Kurier am Sonntag zu entnehmen ist und wie auch nach Ihrer Entschuldigungsrede zu beobachten war gibt es wohl einige Parteimitglieder, die ihr ihren verbalen Ausfall nicht verzeihen können und sie „bewusst missverstehen wollen“, wie sie schreibt. Dies offenbar mit so üblen Worten und Kränkungen, daß sie nun ihre Mitgliedschaft ruhen lassen will.

Da frage ich Euch: in welcher Partei leben wir eigentlich? Da macht jemand 30 Jahre und mehr grüne Politik, vertritt Bremen im Europaparlament, engagiert sich für Menschenrechte und vieles mehr, und wird nun wegen einer falschen Wortwahl quasi rausgeschmissen? Das erinnert mich doch sehr an die Auseinandersetzungen sektiererischer K-Gruppen vor einigen Jahrzehnten. Aber es ist gewiss nicht der Umgangston, der in einer Partei üblich sein sollte, die auf Gerechtigkeit, auf Ausgleich, Miteinander und Verständnis basiert. Wenn wir jeden unserer Politiker, der irgendwann mal in einer freien Rede unbeabsichtigt eine falsche Formulierung verwendet hat, so dermaßen fertig machen würden, gäbe es wohl kaum noch jemanden, der für uns in irgendwelchen Parlamenten sitzen würde. Allenfalls noch solche Langweiler, die jedes Wort vorher dreimal aufschreiben und dann ablesen. Falls solche Leute dann überhaupt noch gewählt würden.

Irgendwo im Evangelium gibt es die Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin. Die Pharisäer wollten sie steinigen, fragten aber Jesus nach seiner Meinung. Er antwortete „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie.“ Niemand warf dann einen Stein. Wie viele Grüne Pharisäer muss es geben, die sich frei von Sünde wähnen, daß sie so viele Steine auf Helga werfen?

Dietmar Bothe