Die Meinung am Freitag, 18.7.2014, von Sabine Mehlem

Ich meine, es ist an der Zeit ist, dass wir uns intensiv mit dem Thema Verschlüsselung unserer Daten beschäftigen.

18.07.14 –

„Surveillance is about Power, it is about control. It is not merely about  looking for some bad guys”. Jacob Appelbaum

Ich meine, es ist an der Zeit ist, dass wir uns intensiv mit dem Thema Verschlüsselung unserer Daten beschäftigen.  Es reicht nicht, zu fordern, dass Edward Snowden Asyl in Deutschland bekommen sollt sondern wir müssen uns damit auseinandersetzen, unseren persönlichen Umgang mit dem Internet sicherer zu machen. Manche mögen glauben, die Lösung sei, sich (privat) gar nicht mehr mit dem Internet zu beschäftigen. Aber die Flucht in die Steinzeit  ist eine Illusion; es werden natürlich trotzdem Daten über jeden gesammelt, alleine deshalb, weil niemand sich  auf einer Insel sondern in einer stark vernetzten Gesellschaft befindet. 

Derzeit erfahren wir jeden Tag Neues darüber, wie unsere Daten im Internet gesammelt werden; von den Geheimdiensten und auch von Datengiganten wie Google etc. Wir sind dieser Datensammelwut aber nicht ohnmächtig ausgeliefert sondern es gibt wirkungsvolle Mittel, sich selbst zu schützen.  Eine Möglichkeit hier  ist die Verschlüsselung der eigenen Mails. Hierzu bietet sich die Software OpenPGP (Pretty Good Privacy) an, die – einmal installiert – leicht zu benutzen ist und unsere Mails wirkungsvoll verschlüsselt. Wir werben dafür, dieses Verschlüsselungskonzept anzuwenden denn die Verschlüsselung der Mails trägt zur Sicherheit von uns allen bei.

Und wenn ich „nichts zu verbergen“ habe ?  Dieses Argument zeigt im Grunde, dass das Prinzip des Datensammelns nicht verstanden worden ist. Denn jeder Mensch hat  seine Privatsphäre, die er geachtet haben möchte. Niemand stellt z.B. Informationen über sein Konto ins Netz, niemand lässt seine Haustür offen stehen.  „Nichts zu verbergen“ bedeutet auch, dass man der Regierung   - und allen zukünftigen Regierungen, denn die Dienste  werfen keine Daten weg !- für die Zukunft  blind vertraut, sozusagen einen Blanko-Scheck für zukünftige, unbekannte Regierungen ausstellt. Aber hinter einer Regierung verbergen sich Menschen und der Fall von Edward Snowden hat eindrucksvoll gezeigt, wie einfach es für einen NSA-Mitarbeiter ist, an privateste Daten von Menschen heranzukommen und diese zu bespitzeln. Es gibt auch keine unwichtigen Daten. Datensammlungen beinhalten wichtige Informationen, die sich für ganz verschiedene Zwecke ausnützen lassen. Anscheinend belanglose Daten können in einer entsprechenden Verknüpfung wichtige Informationen für unbefugte Dritte  beinhalten. Wer die Daten hat, hat die Informationen und wer die Informationen hat, hat die Macht.

Ein kurzer Blick in die deutsche Geschichte zeigt uns auch, dass es Grund gibt, beunruhigt zu sein.  Wir haben in unserem Land  mehrfach Regierungen gehabt,  die alles dransetzten, ihre Bürger mit Hilfe einer  Geheimen Staatspolizei  bzw.  einer Staatsicherheitspolizei unter Kontrolle zu bringen.  

 Die gute Nachricht ist, dass aus den Unterlagen von Edward Snowden auch hervorgeht, dass die Anwendung von wirkungsvoller Verschlüsselung der  grösste Albtraum der NSA ist. Wir können mit der Verschlüsselung unserer Mails daher auch  ein machtvolles Zeichen in Richtung NSA und anderer Dienste setzen. Und wir zeigen damit, dass wir für  unser Recht auf Datenschutz und Privatsphäre kämpfen und uns nicht bespitzeln lassen.

Wir alle haben etwas zu verlieren- nämlich unsere Privatsphäre. Mit der Verschlüsselung unserer Mails leisten wir effektiven digitalen Widerstand!

Sabine Mehlem ist Mitglied des AK Technik.

Termin: Wir machen am 24. Juli 2014, 19.00 Uhr in der Geschäftsstelle der Grünen eine Kryptoparty. Mitglieder des Chaos Computer Clubs Bremen werden uns zeigen, wie man seine Mails verschlüsseln kann.