Die Meinung am Freitag, 20.3.2015, von Zahra Mohammadzadeh

Ich meine, dass es eine große Geste wäre, wenn den Menschen aus dem islamischen Kulturkreis, die heute das Nouruzfest begehen, zu ihrem traditionellen Neujahr von offizieller Seite gratulieren werden würden.

20.03.15 –

Ich meine, dass es eine große Geste wäre, wenn den Menschen aus dem islamischen Kulturkreis, die heute das Nouruzfest begehen, zu ihrem traditionellen Neujahr von offizieller Seite gratulieren werden würden.

Seit mehr als 3000 Jahren feiert man in Ländern des Balkan, in der gesamten Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien ebenso wie im Iran und Teilen der Türkei, Syriens und des Irak den 20./21. März nicht nur als Frühlingsfest, sondern als Beginn eines neuen Jahres. Weltweit nehmen mehr als 300 Millionen Menschen daran teil.

Auch in Deutschland und natürlich auch in Bremen und Bremerhaven begehen Menschen aus dem Nouruz-Kulturkreis das Fest in Verbundenheit mit den Ländern, in denen sie ihre familiären Wurzeln haben. Sie bringen damit Wertvorstellungen der Erneuerung und des Wandels von Natur, Gesellschaft und Individuum zum Ausdruck.

Bundespräsident Gauck wäre mit einem Glückwunsch an diese Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht allein. Präsident Obama gratuliert alljährlich den US-Amerikanern des Nouruz-Kulturkreises zu ihrem Neujahrsfest. Der britische Premier David Cameron gratulierte zuletzt in einem Statement am
20. März 2014 allen Menschen in der ganzen Welt, die das Nouruzfest feiern. 2009 beschloss das kanadische Parlament die Anerkennung des Frühlingsbeginns als „Nouruz Day". Seit dem 10. Mai 2010 ist Nowruz auf Beschluss der UN-Vollversammlung ebenfalls als internationaler Nouruz-Tag
anerkannt. Und die UNESCO hat das Nouruzfest zu einem Teil des Weltkulturerbes erklärt.

Für zahllose Bremerinnen und Bremer mit Migrationsgeschichte wäre es ein Zeichen der Wertschätzung und Verbundenheit, wenn auch der Bremer Bürgermeister und die Bürgermeisterin ihnen zu ihren Neujahrsfeiern seine Glückwünsche ausbrächten. Mehr noch, es wäre eine angemessene Anerkennung der Tatsache, dass die positiven Werte ihres kulturellen Hintergrunds auch in der Aufnahmegesellschaft ihren würdigen Platz finden können. Diese Werte bilden Ausgangs- und Anknüpfungspunkte der Integration in die hiesige Werteordnung für viele dieser Menschen. Die wertschätzende Aufnahme ihrer Traditionen würden sie als Ermutigung empfinden, den gemeinsamen Weg der Integration weiterzugehen, und als Beleg dafür, dass sie mit ihrer
Identität hier ihr Zuhause haben.

Die Iranische Gemeinde in Deutschland hat darüber hinaus eine Petition an den Bundespräsident Gauck und Bundeskanzlerin Merkel gesandt, in der sie die Anerkennung des Nouruz-Tages als Feiertag für Schülerinnen und Schüler vorschlägt, die dem Nouruz-Kulturkreis angehören. Darüber kann man sicherlich nachdenken. Eine offizielle Gratulation wäre aber weniger problematisch und würde der Bedeutung des Tages für Tausende Bremerinnen und Bremer gerecht werden.

Kategorie

Migration, Integration, Asyl