Die Meinung am Freitag, 20.6.2014, der Grünen Jugend

Wir meinen, dass Nationalismus in einer offenen Gesellschaft auch beim Sport nichts zu suchen hat.

20.06.14 –

Wir meinen, dass Nationalismus in einer offenen Gesellschaft auch beim Sport nichts zu suchen hat.

Bei dieser WM werden wieder Autos, Gärten, Häuser und alles andere Dekorierbare mit Fahnen geschmückt, Leute schminken und kleiden sich in den Nationalfarben Deutschlands.
Schwarz-Rot-Gold überall. Wir sehen darin mehr als 'nur' Party-Patriotismus. In unseren Augen ist dies ein Rückfall in nationales Denken und nationalistische Denkmuster.
Die patriotische Feierei kann nur funktionieren, wenn die Nation als grundlegendes Identifikationskonzept akzeptiert und anerkannt wird.

Selbstverständlich ist nicht jede Person, die zur WM oder EM eine deutsche Fahne zeigt, ein_e nationalistische Schläger_in. Die Gefahr liegt für uns eher darin, dass nationalistische Denkmuster durch jede weitere Meisterschaft, in der das Fahnenmeer Normalität ist, gestärkt und (weiter) in die Gesellschaft hineingetragen werden.

Häufig rechtfertigen sich die Fahnenträger_innen damit, dass es doch in Ordnung wäre, stolz auf die eigene Mannschaft zu sein. Dass es dabei nicht nur um Stolz auf die deutsche Nationalmannschaft geht, wird schnell deutlich, würde, wenn es nur um Fußball, und nicht um die Nation ginge, doch eher das DFB-Trikot anstelle des schwarz-rot-goldenen Shirts angezogen.

Das Zeigen der Nationalfahne und das Jubeln für ein Deutschland wirkt alle zwei Jahre auf Millionen von Menschen, das zur Schau stellen der eigenen Nationalität wird normalisiert und es wird hoffähig, vom Stolz auf 'die eigene Mannschaft' und das 'eigene Land' zu reden.

Der Anstieg nationalistischer Einstellungen wurde schon vor vier Jahren durch eine Studie von Wilhelm Heitmeyer beobachtet: Nach der WM identifizierten sich deutlich mehr Menschen mit Deutschland als vorher, nationalistische Einstellungen sind allgemein angestiegen (bei Interesse findet sich hier eine Zusammenfassung zum Weiterlesen).

Dass dies nur konsequent ist, liegt auf der Hand: Wer vier Wochen lang die Nationalität zur Identifikation nutzt und durch "spielerischen" Konkurrenzkampf ein Freund-Feind-Schema auf dieser Grundlage entwickelt, legt dieses nicht einfach mit dem Finalspiel ab.

Die Nation, um die es dabei geht, ist nicht harmlos und wirkt beim Feiern nicht nur harmlos: Dass während der Weltmeisterschaft im Männerfußball neben dem allgemeinen Patriotismus auch die nationalistische Kriminalität ansteigt, war schon bei der letzten WM der Männer zu beobachten. In vielen Städten kam es zu Übergriffen gegen Leute, die statt der deutschen Fahne die Fahne einer anderen Nation trugen oder die Gegenmannschaft unterstützten. Mit ähnlichen Angriffen ist auch in diesem Jahr zu rechnen.

Wir wünschen uns Fußballmeisterschaften, die nicht den Nationalismus als grundlegendes Denkmuster mit dem Sport verbinden.

Es sollte doch möglich sein, Teams aus allen Teilen der Welt zusammenzuführen und den Sport in den Mittelpunkt zu setzen.

Denn auch wir freuen uns über spannende Partien - und ohne Nationalismus macht Fußball noch mehr Spaß!

 

Kategorie

Rechtsextremismus