Die Meinung am Freitag 21.04.2014 von Andrea Quick

Ich meine, wir Grünen sollten uns für eine informierte und differenzierte Berichterstattung zu Geschlechterpolitik und Feminismus stark machen. Was will das Weib? Feminismus-Bashing in den Medien

21.03.14 –

Die Welt ist einfach gestrickt - so jedenfalls sieht es der Weserkurier in einem Kommentar von letztem Dienstag zum Equal Pay Day. Mütter wollen biologisch bedingt ihren Kindern beim Aufwachsen zusehen und verzichten daher, ebenfalls biologisch bedingt, auf ihre Karriere. Und deshalb sollen sie doch endlich aufhören mit dem Gejammer um die gerechte Bezahlung. Frauen ohne Kinder sterben einsam im Pflegeheim (Männer offensichtlich nicht, weil ihre Frauen sie ja pflegen), d.h. Karriere machen und dafür auf Kinder verzichten heißt einsam sterben, und wer will das schon! Gefehlt hat in noch der Hinweis, dass die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern auch biologisch gerechtfertigt ist - immerhin verschwindet die Durchschnittsfrau einmal pro Monat sechs Tage im hormonellen Nirwana und ist nicht zu gebrauchen. Aber im Grunde ging es ja gar nicht um das eigentliche Thema des Equal Pay Days - die immer noch eklatanten Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit - sondern darum, eine für die Frauenbewegung grundsätzliche Voraussetzung für die Gleichstellung der Geschlechter lächerlich zum machen und abzuwerten.
Irgendetwas stimmt nicht mit unserer Medienlandschaft und dem Frauenbild darin. Im Tatort werden seit Wochen reihenweise selbstbewusste, beruflich erfolgreiche Frauen zusammengeschlagen, entstellt, in der Zelle als Geisel gehalten und massakriert oder müssen sterben, weil sie mit Mitte 40 noch Lust darauf haben, Männer abzuschleppen und neue Sexpraktiken zu entdecken. Biologisch bedingt oder einfach nur die verschiedenen Facetten von männlichen Machtphantasien?
„Was will das Weib?“ fragte die Zeit anlässlich des Internationalen Frauentages 2014. http://www.zeit.de/2014/11/feminismus-prostitution-internationaler-frauentag. Eine gute Frage. Die Antwort der Autorin lässt allerdings die Haare zu Berge stehen. Da wird munter Feminismus-Bashing betrieben ohne Hand und Fuß. Da wird behauptet, dass europäische Feministinnen Schuld seien an kaputten Beziehungen, der steigenden Zahl von Alleinerziehenden, der Kriminalisierung von Prostitution.  Da wird der europäischen Frauenbewegung unterstellt, zu einem "Staatsfeminismus" zu werden, der Misstrauen unter den Geschlechtern sät. Diese Aussagen werden weder belegt noch werden ihnen andere gegenübergestellt. Offensichtlich dürfen Journalistinnen und Journalisten platte Ressentiments und Klischees ungeprüft verbreiten.
Ich meine, wir Grünen sollten uns für eine informierte und differenzierte Berichterstattung zu Geschlechterpolitik und Feminismus stark machen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Medien den von Feministinnen geführten, langjährigen Einsatz für die Gleichstellung von Frauen und  Männern lächerlich machen. Der Kampf für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und für einen Abbau von Gewalt und Diskriminierung zielt darauf ab, dass alle Geschlechter „auf Augenhöhe“ zusammenleben. 

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Gleiche Rechte für alle