Die Meinung am Freitag, 27.6.2014, von Matthias Güldner und Wilko Zicht

Wir meinen, dass ein seriöserer Umgang mit Umfragewerten so manchem Beteiligten gut zu Gesicht stehen würde.

27.06.14 –

Wir meinen, dass ein seriöserer Umgang mit Umfragewerten so manchem Beteiligten gut zu Gesicht stehen würde.

Wenn man viel Geld in eine Umfrage investiert, will man natürlich auch politisches Kapital daraus schlagen. Von daher verwundert es nicht, dass die Bremer CDU die Ergebnisse der in Ihrem Auftrag vor knapp drei Monaten durchgeführten Erhebung erst jetzt an die Öffentlichkeit durchsickern lässt, der Wahltermin in Bremen liegt nun ein ganzes Stück näher. Wenn allerdings Umfrageergebnisse so offensichtlich zur Meinungsmache verwendet werden, sollte man genau hinschauen, ob die Zahlen den gewünschten Effekt überhaupt hergeben.

Die CDU hat die Umfrage durch eine kommerzielle Tochterfirma der Forschungsgruppe Wahlen (FGW) durchführen lassen. Wer deren Methode aus dem ZDF-Politbarometer kennt, weiß, dass hier in der Regel immer zwei verschiedene Ergebnisse der Sonntagsfrage präsentiert werden: Zum einen die „politische Stimmung" mit oft heftigen Ausschlägen nach oben und unten, zum anderen die „Projektion", bei der auch längerfristige Überzeugungen und taktische Überlegungen der Wähler berücksichtigt werden. Wenn wirklich eine Wahl vor der Tür steht, kreuzen viele Wählerinnen und Wähler nämlich eine andere Partei an, als sie bei einer spontanen Telefonumfrage angeben würden. Die Unterschiede zwischen politischer Stimmung und Projektion sind beträchtlich. Auf Bundesebene sieht die FGW derzeit zum Beispiel die SPD in der Projektion drei Prozentpunkte unter ihrem Wert bei der politischen Stimmung, bei der CDU sind es zwei, bei den Grünen null. Anfang diesen Jahres betrug der der Unterschied für die CDU sogar fünf Prozentpunkte. Wenn das ZDF Wahlergebnisse mit Daten aus der Sonntagsfrage vergleicht, nimmt es daher immer die Daten aus der Projektion.
Für die aktuelle Umfrage der Bremer CDU hat die FGW aber leider keine Projektion ermittelt, weil sie die Datenlage dafür als nicht ausreichend hielt. Die Zahlen, die heute in der Zeitung stehen, sind also lediglich Stimmungswerte, die nicht wirklich mit den vom Politbarometer gewohnten Daten vergleichbar sind. Dieser wichtige Unterschied fällt in der medialen Berichterstattung bisher unter den Tisch. Stattdessen vergleicht man die „politische Stimmung" einfach mit den Wahlergebnissen von 2011 – und macht dabei auch noch haarsträubende Rechenfehler. Das Grünen-Ergebnis von 22,45 % wird gegen alle Regeln der Schulmathematik auf 23 % aufgerundet. Weil gleichzeitig die 20,35 % der CDU auf 20 % abgerundet werden, ergibt sich ein Vorsprung für die Grünen von 3 %, obwohl es in Wirklichkeit nur 2,1 % waren. Die vermeintlichen Veränderungen seit der Wahl 2011 wirken so noch größer, als das Zahlenmaterial der FGW es aussagt. Bei dem Zuwachs der Linken „verrechnet" man sich mal eben um 1,4% nach unten. Zufall?

Wir meinen, dass der spielerische Umgang der Verantwortlichen der CDU Bremen mit Fakten nicht ungewöhnlich ist. Wählerstimmen kann man aber nicht herbeifilibustern, die muss man sich verdienen. Bei der Bürgerschaftswahl 2011 und der Europawahl 2014 in Bremen waren das für die CDU jeweils knapp über 20%.

Wir Grünen werden dafür kämpfen, dass es bei der Bürgerschaftswahl 2015 nicht wesentlich mehr werden und starke Grüne in einer stabilen rot-grünen Koalition weiter für ökologische Erneuerung, sozialen Zusammenhalt und bessere Bildung streiten können.

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Medien/Netzpolitik